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Neue Medien - Literarisches aus Ostasien

Die literarische Sensation aus Japan: Eine Außenseiterin findet als Angestellte eines 24-Stunden-Supermarktes ihre wahre Bestimmung. Beeindruckend leicht und elegant entfaltet Sayaka Murata das Panorama einer Gesellschaft, deren Werte und Normen unverrückbar scheinen. Ein Roman, der weit über die Grenzen Japans hinausweist.
Keiko Furukura ist anders. Gefühle sind ihr fremd, das Verhalten ihrer Mitmenschen irritiert sie meist. Um nirgendwo anzuecken, bleibt sie für sich. Als sie jedoch auf dem Rückweg von der Uni auf einen neu eröffneten Supermarkt stößt, einen sogenannten Konbini, beschließt sie, dort als Aushilfe anzufangen. Man bringt ihr den richtigen Gesichtsausdruck, das richtige Lächeln, die richtige Art zu sprechen bei. Keikos Welt schrumpft endlich auf ein für sie erträgliches Maß zusammen, sie verschmilzt geradezu mit den Gepflogenheiten des Konbini. Doch dann fängt Shiraha dort an, ein zynischer junger Mann, der sich sämtlichen Regeln widersetzt. Keikos mühsam aufgebautes Lebenssystem gerät ins Wanken. Und ehe sie sichs versieht, hat sie ebendiesen Mann in ihrer Badewanne sitzen. Tag und Nacht.

Auf Du & Du mit der Mona Lisa, beim Picknick mit van Gogh, im Austausch mit berühmten Landschaftsmalern, bei der Evakuierung der Kunstschätze vor den deutschen Besatzern… Wie im Traum wandelt ein Mangazeichner durch die Kunstsammlung des Louvre. Herumgeführt wird er dabei von keiner Geringeren als der Nike von Samothrake, die ihn in die Geheimnisse des Museums einweiht – denn jedes Kunstwerk hat seinen eigenen Wächter. Jiro Taniguchi hat für die Edition des Museum Louvre einen extraordinären Band geschaffen, in dem er auf den Spuren seiner Vorbilder wandelt. Gestaltet hat er diesen als großformatiges Album, das einen beim Lesen förmlich in die Realität und Kunst(geschichte) eintauchen lässt.

DER HIMMEL IST BLAU, DIE ERDE IST WEISS ist eine zarte Liebesgeschichte, die ihresgleichen sucht. Die Adaption des Bestseller-Romans von Hiromi Kawakami (dt. Ausgaben bei Hanser und dtv) stammt vom mehrfach preisgekrönten Zeichner Jiro Taniguchi, der die Literaturvorlage in gewohnt schöne und detaillierte Bilder umsetzt. Die Geschichte dreht sich um die 38jährige Tsukiko, die allein lebt und von sich glaubt, zur Liebe nicht begabt zu sein. Als sie in einem Lokal ihren alten, etwas verschrobenen Japanischlehrer wiedertrifft, entspinnt sich eine ungewöhnliche Beziehung... Die Neuausgabe von DER HIMMEL IST BLAU, DIE ERDE IST WEISS umfasst erstmals die gesamte Geschichte in einem Band - im größeren Format und erstmals im Hardcover. 

Als Kulturministerin Taipehs entwickelte Lung Yingtai Stadtkultur, arbeitete intensiv und innovativ. In Taipeh entstand durch sie eine neue, starke internationale Kulturszene. 
Aber es gibt auch eine andere Lung Yingtai: eine Lung Yingtai, die über Liebe, Heirat und Schicksal schreibt und aus diesen Themen labyrinthische Erzählungen flicht. In Ihrer Anthologie „Silberner Köcherbaum“ sind sieben ihrer Liebesgeschichten versammelt, die sich um die Lebens- und Liebesumstände von Frauen und Männern drehen. Es sind Liebeserzählungen zwischen Trennung und Verliebtheit, die auch die dunklen Seiten des Lebens nicht auslassen.
Die Wahrnehmung für kaum sichtbares, subtiles Leiden in zwischenmenschlichen Beziehungen zu schärfen, ist dabei eines der Anliegen der Autorin.

Ein Mann, eine Frau, ein Schaf – eine Begegnung, nicht auf dem Land, sondern im Hausflur eines großstädtischen Hochhauses. Die junge, gut aussehende Frau hat in einem Fernsehquiz ein Schaf gewonnen, doch was soll sie in ihrem schäbigen Wohnblock damit anfangen? Das Schaf ist am falschen Ort, aber sind es nicht vielleicht auch der Mann und die Frau?

Er ist ein alter, gestrandeter Nomade und vertraut im Umgang mit Tieren. Sie ist jung und hilflos, nicht nur gegenüber dem Schaf. Die Angehörigen ihres ehemaligen Liebhabers, eines mächtigen Oligarchen, stellen ihr nach. Beide haben ihre Erfahrungen gemacht in der neuen Metropole, die postkommunistische Blüten treibt. Gier, Neid, Gewalt, alles was Menschen sich antun können, haben sie erfahren, und nun werden sie einander Zuhörer und Fürsorger. Sind sie Vater und Tochter, Mutter und Sohn? Liebende?

Als der blinde Masseur Wang Daifu mit einer Freundin, aber mittellos und ohne Perspektive in seine Heimatstadt Nanjing zurückkehrt, kann er bald Hoffnung schöpfen: Sein alter Freund von der Blindenschule, der ehrgeizige, belesene Sha Fuming, heuert ihn als Therapeuten in seinem Tuina-Massagesalon an. Abends schlafen Wang und seine Freundin im nahe gelegenen Wohnheim, in dem alle Mitarbeiter nächtigen, Frauen und Männer getrennt. Geschichten von Liebe, Freundschaft und Eifersucht entspinnen sich rund um die Mitarbeiter, zu denen nun auch noch Du Hong stößt, die eigentlich Pianistin werden wollte und von großer Schönheit ist. Für Wang aber reißen die Sorgen nicht ab: Kaum verdient er wieder Geld, muss er für seinen Bruder alles riskieren, da dieser sich erpressbar gemacht hat.

25 Jahre hat der große chinesische Schriftsteller recherchiert und das Thema der blinden Masseure mit sich herumgetragen, bevor er sich an diesen Roman wagte, der uns mit seinen plastischen und berührend beschriebenen Verwicklungen in das Leben im modernen China hineinzieht.

»Bevor meine Frau zur Vegetarierin wurde, hielt ich sie für nichts Besonderes. Bei unserer ersten Begegnung fand ich sie nicht einmal attraktiv. Mittelgroß, ein Topfschnitt, irgendwo zwischen kurz und lang, gelbliche unreine Haut, Schlupflider und dominante Wangenknochen. So fühlte ich mich weder von ihr angezogen noch abgestoßen und sah daher keinen Grund, sie nicht zu heiraten.«
Yeong-Hye und ihr Ehemann sind ganz gewöhnliche Leute. Er geht beflissen seinem Bürojob nach und hegt keinerlei Ambitionen. Sie ist eine zwar leidenschaftslose, aber pflichtbewusste Hausfrau. Die angenehme Eintönigkeit ihrer Ehe wird jäh gefährdet, als Yeong-Hye beschließt, sich fortan ausschließlich vegetarisch zu ernähren und alle tierischen Produkte aus dem Haushalt entfernt. »Ich hatte einen Traum«, so ihre einzige Erklärung. Ein kleiner Akt der Unabhängigkeit, aber ein fataler, denn in einem Land wie Südkorea, in dem strenge soziale Normen herrschen, gilt der Vegetarismus als subversiv. Doch damit nicht genug. Bald nimmt Yeong-Hyes passive Rebellion immer groteskere Ausmaße an. Sie, die niemals gerne einen BH getragen hat, fängt an, sich in der Öffentlichkeit zu entblößen und von einem Leben als Pflanze zu träumen. Bis sich ihre gesamte Familie gegen sie wendet.

Ein bewegender Roman über das Leben der einfachen Menschen im China von heute.
Weit entfernt vom chinesischen Wirtschaftswunder und den hellen Lichtern von Peking und Shanghai liegt ein riesiges ländliches Hinterland, das die brachialen Folgen von Industrialisierung und Ökonomisierung zu tragen hat.
Dort leben die Bäuerin Meili und ihr Mann Kongzi, ein Nachkomme von Konfuzius in der sechsundsiebzigsten Generation. Die beiden wollen neben ihrem ersten Kind, einem Mädchen, einen Sohn, um das Erbe fortzusetzen. Da Ihnen die Behörden, die für alle die Ein-Kind-Ehe vorschreiben, mit Zwangssterilisation drohen, fliehen sie. Auf dem Jangtse, einem letzten Hort staatlicher Unorganisiertheit und mithin gewisser Freiheiten, führen sie ein illegales Tagelöhner- und Flussnomadenleben. Jahrelang schlagen sie sich auf vergifteten Gewässern und in ruinierten Landschaften durch, bevor sie schließlich auf einem Müllplatz für die Ausschlachtung westlichen Elektronikschrotts landen...
Bei Ma Jian stehen die einfachen Menschen im Vordergrund und ihre dramatischen Schicksale im Zuge eines gewaltigen politischen Umbruchs. Sein erschütternder Roman über ihr Leben ist Geschichte von unten; es ist auch die Geschichte des Jangtse, seiner ökologischen Krisen durch Staudammbau und Begradigung; es ist die Geschichte der chinesischen Industrialisierung und des Preises, den die Menschen dafür zu zahlen haben - ein ungeschminktes, schockierendes Porträt von China im Wandel.

Liebe geht durch den Magen – wer wüsste das besser als die leidenschaftliche Köchin Yiwon. Doch seit Kurzem ist sie allein in ihrer Traumküche. Denn der einzige Mann, den sie je geliebt hat, ist anderweitig auf den Geschmack gekommen – ausgerechnet bei einer Schülerin aus Yiwons Kochkurs. Quälende Eifersucht beherrscht von da an Yiwons Denken und Fühlen. Bis ihre wachsenden Rachegelüste eines Tages in dem Plan münden, ein meisterhaftes, alles übertreffendes Menü zu kochen, mit dem sie ihren Geliebten wieder für sich gewinnen will – ein Menü nach einem teuflischen Rezept ...

Mit der Ankunft des jungen Studenten Galsan Tschinag in Leipzig beginnen diese Lebenserinnerungen. In der Nomadenjurte aufgewachsen, ist ihm hier alles fremd und neu: Das Essen mit Messer und Gabel, das Wasserklosett, der Umgangston der Menschen und der Himmel über der grauen Stadt. Aber mit unbändigem Wissensdrang stürzt er sich auf alles, was er hier lernen kann, gewinnt Freunde unter Studenten, Professoren und Schriftstellern und wird bald zu einem Meister der deutschen Sprache.

Inmitten der reichen europäischen Kultur und Geschichte fühlt er sich zunächst klein und unbedeutend. Erst als er eine deutsche Forscherin durch seine Heimat führt, wird ihm klar: Auch sein eigenes Land, seine Sprache und seine Leute haben der Welt einzigartige Erkenntnisse zu schenken.

Nach jahrelangem Aufenthalt in Deutschland kehrt die chinesische Fotografin Tingyi mit ihrem deutschen Lebensgefährten Robert nach China zurück, um den 70. Geburtstag des Vaters zu feiern. Zu ihrem leichten Entsetzen erklärt das Familienoberhaupt im Kreis der Verwandten, ihre vornehmste Aufgabe bestehe jetzt darin, möglichst bald schwanger zu werden und der Familie ein weiteres Mitglied zu schenken. Ihr deutscher Lebensgefährte ist Feuer und Flamme für diesen Plan, aber die Irrungen und Wirrungen von Liebe und Eifersucht sowie kulturelle Missverständnisse bringen erst einmal alles in Unordnung. Ein kleiner, heiterer, an den praktischen Gegebenheiten des Lebens in China orientierter Roman.

Gelangweilt von ihrem monotonen Dasein, bricht die Legehenne Sprosse eines Tages aus ihrem Gehege aus. Doch das Leben in Freiheit ist viel härter und unbarmherziger, als sie es sich vorgestellt hat. Bis sie in einem verlassenen Nest ein Ei findet und neue Hoffnung schöpft: Die Freiheit birgt nämlich auch das größte Glück. Eine wunderschöne Geschichte über das Träumen und die Liebe - und den Mut, sein Leben in die eigene Hand zu nehmen.

Galsan Tschinag wurde 1943 als jüngster Sohn einer Nomadenfamilie in der Westmongolei geboren. Er ist Stammesoberhaupt der turksprachigen Tuwa, einer ethnischen Minderheit in der Mongolei. Sein Name in der Sprache der Tuwa lautet Irgit Schynykbai-oglu Dshurukuwaa. Nach Abschluss der Schule erhielt er 1962 ein Stipendium, das es ihm erlaubte, in die DDR zu reisen. Er lernte Deutsch und Germanistik in Leipzig. Seitdem schreibt er seine literarischen Texte vor allem in deutscher Sprache. Sechs Jahre später, 1968, kehrte er in seine Heimat zurück und lehrte an der Universität in Ulan Bator deutsche Sprache und Literatur, bis er 1976 wegen "politischer Unzuverlässigkeit" Berufsverbot erhielt. In den folgenden Jahren arbeitet er als Redakteur der Zeitschrift "Journalist" und als Cheflektor bei "Mongol Kino", wo er sich um die Verfilmung mongolischer Epen bemühte. Seit 1991 lebt er als freier Schriftsteller vor allem in Ulan Bator, ist aber auch viele Monate als Nomade mit seiner Sippe im Altaigebirge in der Nordwestmongolei unterwegs. Galsan Tschinag versteht sich als Mittler zwischen den Kulturen und ist im Ausland viel auf Lesereisen unterwegs. Seine Erzählungen wurden auch in zahlreiche andere Sprachen übersetzt.